Lebendiges Evangelium Februar 2013

Lesejahr C, Lk 9, 28 - 36
Peter Hartlaub
Diözesanpräses Würzburg

Der Schrifttext

28 Etwa acht Tage nach diesen Reden nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten.

29 Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß.

30 Und plötzlich redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija;

31 sie erschienen in strahlendem Licht und sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte.

32 Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen.

33 Als die beiden sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte.

34 Während er noch redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Sie gerieten in die Wolke hinein und bekamen Angst.

35 Da rief eine Stimme aus der Wolke: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.

36 Als aber die Stimme erklang, war Jesus wieder allein. Die Jünger schwiegen jedoch über das, was sie gesehen hatten, und erzählten in jenen Tagen niemand davon.

 

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September 2010
Dezember 2009

Zugänge zum Text:

Das Evangelium von der Verklärung ist eine Ostergeschichte, die von den Evangelisten in das Leben Jesu hinein gelegt wird. Das zeigt sich uns am deutlichsten in der Zeitangabe zu Beginn: Acht - das ist die Zahl der Vollendung. Der achte Tag ist der Tag, der keinen Abend kennt, also die Auferstehung. Drei Symbole spielen in diesem Text eine zentrale Rolle: der Berg, das Licht und die Wolke.

Der Berg ist für die gläubigen Israeliten ein Ort des Gebets und der Begegnung mit Gott: Jahwe erscheint Mose im brennenden Dornbusch am Berg Horeb und er offenbart ihm die zehn Gebote ebenfalls auf einem Berg. Auch die drei Apostel erleben auf dem Berg eine Offenbarung Gottes: "Das ist mein auserwählter Sohn; auf ihn sollt ihr hören!"

Jesus wird ganz und gar von Licht durchflutet - und auch die beiden Propheten Mose und Elija sind von diesem Licht umgeben. Es ist das Licht, das von Gott ausgeht und nur von ihm geschenkt werden kann. Es ist das Licht, das auch die Dunkelheit des Grabes ausfüllt und aufhebt. Teilhabe am Glanz und Licht des Himmels ist das Ziel Gottes für alle, die an ihn glauben, ihm vertrauen und sich nach ihm ausrichten. Aber der Weg zu diesem Licht führt durch Leid und Tod, durch das Ende, das sich in Jerusalem erfüllt.

Die Wolke war das Zeichen für die Gegenwart Gottes, als das Gottesvolk durch die Wüste wanderte. In der Wolke ist Gott den Auserwählten nahe, auch wenn sie das Licht noch nicht sehen, auch wenn noch Schatten über ihrem Leben liegen.

 

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Fragen und Impulse:

1. Die Verklärung ist der Moment einer besonders intensiven Erfahrung von Gottes Nähe.
Welche solche Momente gab oder gibt es in meinem Leben?
Wann spüre ich Gottes Nähe besonders intensiv?
Gibt es in meinem eigenen Leben vorweg genommene Erfahrungen von Auferstehung?

2. Die Apostel wollen drei Hütten bauen, um den Augenblick festzuhalten, aber sie müssen wieder in den Alltag zurück.
Wann will ich mir eine Hütte bauen, um einen Moment besonders zu genießen?
Kenne auch ich die Gefahr, in spirituellen Erfahrungen aufzugehen und den Weg zurück ins Leben nicht mehr zu finden?
Was tue ich in solchen Momenten, um mich meinem Alltag wieder stellen zu können?
Gibt mir mein Glaube Kraft, mich meinem Alltag zu stellen?

3. "Das ist mein auserwählter Sohn; auf ihn sollt ihr hören!"
Welches Wort Jesu ist mir besonders wichtig in meinem Leben? Warum?


Text - Gebet:

Alltägliche Verklärung

Wir sind alle vorbestimmt zur Ekstase,
alle berufen aus unsern armseligen Machenschaften heraus,
um Stunde für Stunde in deinen Plan aufzutauchen.

Nicht sind wir Armselige, die man sich selbst überlässt,
immer Glückselige, die berufen wurden,
berufen, zu wissen, was dir zu tun gefällt,
berufen zu wissen, was du jeden Augenblick von uns willst:
Leute, die dir ein bisschen nötig sind,
Leute deren Gebärden dir fehlen würden,
wenn wir uns weigerten, sie zu tun.

Das Knäuelchen Stopfgarn, der zu schreibende Brief,
das aufzunehmende Kind, der zu erheiternde Gatte
die zu öffnende Tür, der aufzuhebende Hörer,
die auszuhaltende Migräne:
Lauter Sprungbretter in die Ekstase,
lauter Brücken aus unserem armen Leben,
unserem Widerwillen, hinüber
zum stillen Gestade deines Wohlgefallens.

Madeleine Delbrél

 

Lebendiges Evangelium Druckversion Februar 2013
Lebendiges Evangelium März 2013

3. Fastensonntag im Jahreskreis C (3.3.2013)
Charles Borg-Manche
Diözesanpräses München

Bibeltext: Exodus 3,7-15

7
Gott, Jahwe sprach zu Mose: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid.

8 Ich bin herabgestiegen, um sie der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen.

9 Jetzt ist die laute Klage der Israeliten zu mir gedrungen und ich habe auch gesehen, wie die Ägypter sie unterdrücken.

10 Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus!

11 Mose antwortete Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten herausführen könnte?

12 Gott aber sagte: Ich bin mit dir; ich habe dich gesandt und als Zeichen dafür soll dir dienen: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr Gott an diesem Berg verehren.

13 Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen darauf sagen?

14
Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der "Ich-bin-da". Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der "Ich-bin-da" hat mich zu euch gesandt.

15 Weiter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Israeliten: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer und so wird man mich nennen in allen Generationen.

 

März 2013

Zugänge zum Text:

  • Das Gottesbild der Bibel: Im Buch Exodus wird es deutlich, dass das Gottesbild der Israeliten ein ganz anderes ist als das der Nachbarvölker. Denn der Gott Israels ist - im Gegensatz zu den toten Götzen - ein Gott, dem das Elend der Menschen nicht egal ist. Er ist kein Gott, der fern auf einem hohen Thron sitzt, sondern der zu den Bedrängten und Unterdrückten herabsteigt, um ihre Not zu wenden und für sie Partei zu ergreifen. Der Gott Israels ist ein Gott, der das Elend seines Volkes sieht, ihre laute Klage über ihre Unterdrücker hört und ihr Leid kennt.

  • Der Name Gottes: Laut Exodus ist den in Ägypten bedrängten Israeliten der Gott ihrer Väter noch nicht als Jahwe bekannt. Erst von ihrer Leidenserfahrung in Ägypten her wird der Name Gottes geoffenbart - und damit, dem biblischen Namensverständnis entsprechend, sein wahres Wesen: Er ist und heißt Jahwe. Dieser Name wird im Vers 14 als "Ich bin der >Ich-bin-da<" erklärt. Der wirkliche Sinn dahinter bedeutet: "Ich bin der, der tatsächlich da ist und immer wieder da sein wird - helfend und rettend!"

  • "Sehen - Hören - Kennen": Diesen dreifachen göttlichen Schritt gilt es, als Kirche, als KAB auch heute immer wieder neu zu vollziehen. Dabei geht es vor allem um ein Sehen und Hören nicht nur mit Augen und Ohren, sondern vor allem auch mit dem Herzen. Es geht um ein Kennen und Erkennen, das zum konkreten Handeln bewegt.


Fragen zum Gespräch:

  • Wie geht es mir mit diesem biblischen Gottesbild - mit einem Gott, der stets für mich da ist - der meine Ängste und Sorgen kennt, meine Klagen hört, meine Probleme und Nöte sieht?

  • Wo sehen wir als KAB-Ortsgruppe die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit und Hungerlöhnen auf die Menschen und Familien in unserem sozialen Umfeld? Wo entdecken wir Ängste der Menschen um ihre Arbeitsstelle oder Druck und Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz?

  • Wo und wann hören wir mit dem Herzen, was Hartz-IV-Empfänger oder Mobbing-Opfer erleiden? Wo sind wir mit Betriebs- und Personalräten bzw. Mitarbeiter-vertretungen im Gespräch, um von ihren Problemen im Betrieb zu erfahren?

  • Können wir sagen, dass wir als KAB-Gruppe vor Ort das Leid der arbeitenden und arbeitslosen Menschen wirklich kennen und infolgedessen unsere Solidarität mit ihnen durch konkrete Zeichen oder Aktionen zum Ausdruck bringen?

Impulstexte:
Spuren im Sand

Ein Mann hatte eines Nachts einen Traum. Er träumte, dass er mit Gott am Strand entlang spazieren ging. Am Himmel zogen Szenen aus seinem Leben vorbei, und für jede Szene waren Spuren im Sand zu sehen.
Als er auf die Fußspuren im Sand zurückblickte, sah er, dass manchmal nur eine da war. Er bemerkte weiter, dass dies zu Zeiten größter Not und Traurigkeit in seinem Leben so war. Deshalb fragte er Gott: "Herr, ich habe bemerkt, dass zu den traurigsten Zeiten meines Lebens nur eine Fußspur zu sehen ist. Du hast aber versprochen, stets bei mir zu sein, mit mir zu gehen. Ich verstehe nicht, warum du mich da, wo ich dich am nötigsten brauchte, allein gelassen hast."

Da antwortete ihm der Herr: "Mein lieber, teurer Freund. Ich liebe dich, und würde dich niemals im Stich lassen. In den Tagen, wo du am meisten gelitten hast und mich am nötigsten brauchtest - da, wo du nur eine Fußspur siehst, das war an den Tagen, wo ich dich getragen habe."

Sehen - hören - handeln

Gott hat gesehen - das Leid des Volkes.
Gott hat gehört: die Klage seines Volkes.
Gott ist herabgestiegen.

Er lässt Moses aufblicken.
Aufhorchen.
Aufbrechen.

Gott macht uns sehend.
Hörend. Handelnd.
Und wir?

Gabi Ceric

Gebet von Ferdinand Kerstins
(aus "Fragender Glaube - Kraft zum Widerstand")

Gott, wir danken dir,
dass du kein Gott bist,
der aus göttlicher Herrlichkeit und Weltenferne
auf das Elend der Menschen herabsieht,
sondern dass du das Elend und die Not siehst
und Partei ergreifst für die Unterdrückten.

Zeige dich auch heute als dieser Gott!
Nimm alle Religionen,
alle christlichen Kirchen dafür in Dienst!
Lass sie nicht über die Menschen herrschen,
sondern ihnen zum Leben dienen in Freiheit,
Gerechtigkeit und Frieden.

Zeige dich auch heute als dieser Gott!
Bekehre die Mächtigen, die nur auf ihr >gutes Recht< pochen
und dabei Menschen und Völker unterdrücken und ausbeuten.
Hilf, dass alle Menschen erfahren,
dass überall das versprochene Land ist,
wo sie leben können in Fülle,
heiliger Boden, wo wir dir begegnen.

 

Februar 2013
Lebendiges Evangelium Druckversion März 2013
Lebendiges Evangelium Juni 2013

Aus dem Evangelium nach Lukas (Lk 9,11b-17):
Friedbert Böser
Diözesanpräses Freiburg

Text:

In jener Zeit redete Jesus zum Volk vom Reich Gottes und heilte alle, die seine Hilfe brauchten. Als der Tag zur Neige ging, kamen die Zwölf zu ihm und sagten: Schick die Menschen weg, damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen, dort Unterkunft finden und etwas zu essen bekommen; denn wir sind hier an einem abgelegenen Ort.

Er antwortete: GEBT IHR IHNEN ZU ESSEN!

Sie sagten: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische; wir müßten erst weggehen und für alle diese Leute Essen kaufen. Es waren etwa fünftausend Männer.

Er erwiderte seinen Jüngern: Sagt ihnen, sie sollen sich in Gruppen zu ungefähr fünfzig zusammensetzen.

Die Jünger taten, was er ihnen sagte, und veranlaßten, daß sich alle setzten. Jesus aber nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, segnete sie und brach sie; dann gab er sie den Jüngern, damit sie diese an die Leute austeilten.
Und alle aßen und wurden satt. Als man die übriggebliebenen Brotstücke einsammelte, waren es zwölf Körbe voll.

 

Zugänge zum Text:

Jesus sendet seine Jünger aus "mit dem Auftrag, das Reich Gottes zu verkünden und zu heilen." (Lk 9,2). Die Verkündigung des Evangeliums und der Einsatz für das Wohl der Menschen gehören für Jesus unmittelbar zusammen.

Die Jünger haben bei ihrem missionarischen Einsatz erlebt, wie Gott durch sie gewirkt hat: Sie waren unterwegs - ohne Wanderstab, ohne Vorratstasche, ohne Geld. Sie hatten erlebt, daß auf ihr Wort hin Kranke geheilt und Dämonen ausgetrieben wurden. Aber: Trotz allem, was sie erlebt hatten, blieben sie in ihren alten Denkmustern verhaftet: "Schick die Menschen weg, damit sie Unterkunft und etwas zu essen bekommen."
Im Grunde hatten sie nicht begriffen, daß in Jesus wirklich das Reich Gottes in diese Welt gekommen ist.
Im vorliegenden Text beginnt das Wunder damit, daß die Menschen - auf die Weisung Jesu hin - sich in Gruppen zusammensetzen.

 

Fragen zum Gespräch:

Wo werde ich herausgefordert von Jesus: ‚Gebt ihr ihnen zu essen!'
- in Gesellschaft und Politik
- am Arbeitsplatz
- im Verein
- in der Familie

Was haben wir - als KAB - als Kirche - den Menschen heute als Heils-bringend anzubieten?

Wie können unsere Gruppen und Gemeinschaften zu Heils-Bringern werden?

 

Impulstext:
"Ich kann predigen, so viel ich will und Menschen geschickt oder ungeschickt behandeln und wieder aufrichten, solange ich will: Solange der Mensch menschenunwürdig und unmenschlich leben muß, solange wird der Durchschnitt den Verhältnissen erliegen und weder beten noch denken. Es braucht die gründliche Änderung der Zustände des Lebens."
(Alfred Delp: Die Erziehung des Menschen zu Gott, 1944/45)

[Alfred Delp (1907-1945), Jesuit, wegen seiner Mitarbeit im ‚Kreisauer Kreis' hingerichtet von den Nazis. Der Text stammt aus: Notizen aus der Haft. 4, 312]

Lied

Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht
Und das Wort, das wir sprechen, als Lied erklingt,
Dann hat Gott unter uns schon ein Haus gebaut,
Dann wohnt er schon in unserer Welt.
Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht
In der Liebe, die alles umfängt.

(Claus-Peter März / Kurt Grahl)

 

Lebendiges Evangelium Druckversion Juni 2013
Lebendiges Evangelium September 2013

24. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C (15.9.2013)
Regina Wühr
Geistliche Begleiterin
Diözesanverband Augsburg

Schrifttext: Lukas 15,1-10

1Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören.

2 Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen.

3 Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet.

5 Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern,

6 und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war.

7 Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.

8 Oder wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze Haus und sucht unermüdlich, bis sie das Geldstück findet?

9 Und wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir; ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte.

10 Ich sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.

 

Vorbemerkung

Das oben stehende Evangelium mit seinen zwei Gleichnissen ist in der Leseordung als Kurzfassung für den 24.Sonntag im Jahreskreis vorgesehen. Würde man die Langfassung wählen (Lukas 15,1-32), käme noch das Gleichnis vom barmherzigen Vater dazu. Also drei Gleichnisse auf einmal, in denen es offenbar um dieselbe Thematik geht. Ich lege den Schwerpunkt auf das zweite Gleichnis, da zum einen das im ersten Gleichnis verwendete Hirte-Schafe- Motiv wiederholt im Alten wie im Neuen Testament vorkommt (vgl. z.B. Ezechiel 34; Jesaja 40,11 und Johannes 10,1-18) und daher einen größeren Bekanntheitsgrad als das Gleichnis von der verlorenen Drachme haben dürfte, zum anderen die in diesem Gleichnis verwendeten Bilder einen etwas anderen Akzent setzen als die im Gleichnis vom verlorenen Schaf.

 

Hinweise zum Text

In den Versen 1 und 2 liefert Lukas den redaktionellen Aufhänger, in denen schon die Thematik der nachfolgenden Gleichnisse anklingt, nämlich, wie Gott mit Sündern umgeht. Jesus bedient sich dabei einer alltäglichen Erfahrung, wie sie in der damaligen Arbeitswelt der Männer und in der Arbeitswelt der Frauen vorkommen kann. Das allein zeigt schon seine Wertschätzung für die Arbeit von Männern u n d Frauen. Während das Gute - Hirtenbild aus der alttestamentlichen Tradition bekannt und vertraut war (Jahwe selbst sorgt für sein Volk!), setzt Jesus mit dem Gleichnis von der verlorenen Drachme, die von einer Frau mühevoll gesucht wird, auch einen neuen (und weiblichen!) Akzent im Gottesbild.

Vers 8
Eine Drachme reichte damals für ca. ein bis zwei Tage, um eine Familie zu ernähren. 10 Drachmen waren der Lohn für 10 Tage Arbeit (für einen Mann; Frauen verdienten auch damals schon weniger als Männer). 10 Drachmen waren also eher ein „Notgroschen“, der das Überleben in der nächsten Zeit sicherte; das erklärt, warum die einzelne Drachme so wertvoll für die Frau ist. Dass die Frau das Licht einer Lampe braucht, erklärt sich nicht nur durch ihre Gründlichkeit beim Kehren, sondern auch durch die Tatsache, dass es sich um ein kleines, fensterloses Haus handelt, wie es im damaligen Palästina für die arme Bevölkerung üblich war.

Vers 10
Die Engel Gottes sind eine Umschreibung für Gott selbst, da man sich scheute, den Namen Gottes auszusprechen. Gott erscheint in diesem Gleichnis also wie eine unermüdlich kehrende Hausfrau, die diese Mühe aufwendet, weil ihr das verloren gegangene Geldstück – es steht für den einzelnen Menschen – unendlich kostbar bist.

 

Fragen und Impulse zum Gespräch:

Ich erinnere mich an Situationen des Verlierens – Suchens – Findens in meinem Leben:
Worum ging es, wie habe ich reagiert, welche Gedanken und Gefühle hatte ich dabei?

Gott ist wie eine Frau, die nach dem Menschen/nach mir sucht, bis sie ihn/mich findet…
Wie geht es mir/uns mit dieser Vorstellung?

Bin ich/sind wir auch auf der Suche nach Gott?
Viele Menschen sind heute auf der Suche nach… (Setzen Sie an dieser Stelle die Stichworte ein, die Ihnen in den Sinn kommen)

Wie können wir ihnen bei ihrer Suche behilflich sein: als Menschen, die versuchen, aus dem Evangelium zu leben,
als Kirche,
als KAB

 

Fragen und Impulse zum Gespräch:

Wir suchen dich,
du bleibst am Tage
oft im Dunkel uns entschwunden.
So komm, Geliebte/r,
wir verloren dich,
doch du hast uns gefunden.

Aus dem Stundengebet

 

Lebendiges Evangelium Druckversion September 2013
Lebendiges Evangelium Oktober 2013

28. Sonntag im Jahreskreis C (13.10.2013)
Charles Borg-Manche
Landespräses
KAB-Bayern

Bibeltext: Lukas 17,11-19

11 Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa.

12 Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen

13 und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!

14 Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und während sie zu den Priestern gingen, wurden sie rein.

15 Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme.

16 Er warf sich vor den Füßen Jesu zu Boden und dankte ihm. Dieser Mann war aus Samarien.

17 Da sagte Jesus: Es sind doch alle zehn rein geworden. Wo sind die übrigen neun?

18 Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden?

19 Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dir geholfen.

 

Zugänge zum Text:

- Aussatz: Darunter sind in biblischer Zeit verschiedene Hautkrankheiten zu verstehen. Die Aussätzigen galten damals stets als unrein. Der Aussatz wurde als Plage begriffen, mit der Gott die Sünder bestraft. Der Aussatz galt als sichtbares Zeichen der Sündhaftigkeit, ja geradezu als Symbol der Auflehnung gegen Gott. Da das damalige Israel keine anderen Maßnahmen gegen ansteckende Hautkrankheiten kannte, wurden die Aussätzigen aus der bürgerlichen und kultischen Gemeinde ausgeschlossen und in ein Lager außerhalb der Stadt verbannt. Sie durften den gesunden Menschen nicht in die Nähe kommen und mussten daher mit lauten Rufen oder mit Schellen auf sich aufmerksam machen. Die aussätzigen Menschen wurden so aus ihrem bisherigen Leben ausgerissen und von ihrer gewohnten Umgebung völlig isoliert. Sie waren tot mitten im Leben. Die Priester waren damals die einzigen, die Aussätzige für geheilt erklären durften.

- Zu Vers 16: Das Mischvolk der Samariter entstand nach der Zerstörung des Nordreichs Israel im Jahr 722 v.Chr. Die Samariter hielten am einheimischen Jahweglauben fest. Neben dem Jahwe-Kult existierten in Samaria allerdings auch andere heidnische Kulte. Der Makel dieser heidnischen Vermischung blieb an den Samaritern haften. Nach dem Exil (seit 536 v.Chr.) ließ man die Samariter nicht zum Tempel in Jerusalem zu; daher bauten diese auf dem Berg Garizim ein eigenes Heiligtum. Die Kluft zwischen Juden und Samaritern wurde zu Hass und Feindschaft - jede Begegnung wurde vermieden. In den jüdischen Synagogen wurden die Samariter verflucht; sie galten nicht als zeugnisfähig vor Gericht und man nahm von ihnen keine Dienste an. Zur Zeit Jesu hatte der gegenseitige Hass einen Höhepunkt erreicht.

- Vers 19 wurde vom Evangelisten nachträglich eingeführt. Der Satz: "Steh auf und geh! Dein Glaube hat dir geholfen" weist auf die verwandelnde Macht des Glaubens an Jesus hin. Er zeigt zugleich auf, dass der Samariter durch Jesu Wort nicht nur körperliche Heilung, sondern auch ganzheitliches Heil fand, d.h. Teilhabe am Reich Gottes.

 

Fragen zum Gespräch:

- In welchen Situationen habe ich in meinem Leben die Erfahrung des Isoliert-Seins gemacht - mich wie ein "Aussätziger" gefühlt?

- Wer sind die "Aussätzigen" unserer Zeit? Wie geht unsere Gesellschaft, Politik und Kirche mit den heutigen Ausgegrenzten um - mit Homosexuellen, Flüchtlingen, ausländischen Mitbürgern, Alleinerziehenden, wiederverheirateten Geschiedenen, Hartz-IV-Empfänger, Sexualtätern, Aus-Dem-Gefängnis-Entlassenen?

- Wie können wir als Christengemeinde, als KAB-Ortsgruppe unsere Solidarität mit den "Aussätzigen" unserer Zeit konkret zeigen? Welche Aktionen sind uns hier denkbar?

 

Impulstexte:

"Erbarmen" von Bernhard Lübbering

Trotz Anonymität, Fremdenfeindlichkeit, Ungerechtigkeit
trotz Kapitalismus, Neoliberalismus, Materialismus
trotz Hass, Krieg, Hunger
trotz Krankheit, Verzweiflung, Einsamkeit
die Menschwerdung Gottes in Jesus von Nazareth geht weiter
durch jeden guten Gedanken, durch jedes liebe Wort, durch jedes verständnisvolle Gespräch, durch jede ausgestreckte Hand, durch jede herzlich Umarmung, durch jede solidarische Tat, durch jedes vertrauensvolle Gebet.

 

"Gott, rühre uns an!" von Wilhelm Willms

Guter Gott, rühre uns an
an der kranken Stelle unseres Lebens,
die wir oft selbst nicht kennen.

Rühre unseren Aussatz an
da wo wir stur vor uns hin arbeiten,
da wo wir allein für uns wurschteln,
da wo wir aussätzig allein vor uns hin beten.

Gott, rühre uns an
da wo wir aussätzig sind,
ohne Kommunion,
ohne Gemeinschaft mit den Anderen,
auch in der Kirche.

Rühre uns an,
da wo wir nicht rechts und links schauen,
ohne Kommunion sind.

Gott, zeige uns,
dass wir ohne die Anderen
auch mit dir nicht Kommunion,
Gemeinschaft haben können.

Es gibt kein Stur-vor-sich-hin- Kommunizieren.
Das hältst du, Gott, für einen schrecklichen Aussatz,
für eine enorme Anomalie -
nicht zum Lachen, sondern zum Weinen.

Heile uns, Gott,
rühre uns besonders da an,
wo wir nicht ahnen,
dass es unsere kranke Stelle ist.
Amen.

 

Lebendiges Evangelium Druckversion Oktober 2013
Lebendiges Evangelium
Dezember 2013


1. Lesung vom 2. Adventssonntag,
Lesejahr A: Jes 11,1-10
Albert Müller
Diözesanpräses
KAB-Bamberg

Schriftext:

Aus dem Buch des Propheten Jesaja:

An jenem Tag

1 wächst aus dem Baumstumpf Isais ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.

2 Der Geist des Herrn läßt sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht.

3 Er erfüllt ihn mit dem Geist der Gottesfurcht. Er richtet nicht nach dem Augenschein, und nicht nur nach dem Hörensagen entscheidet er,

4 sondern er richtet die Hilflosen gerecht und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist. Er schlägt den Gewalttätigen mit dem Stock seines Wortes und tötet den Schuldigen mit dem Hauch seines Mundes.

5 Gerechtigkeit ist der Gürtel um seine Hüften, Treue der Gürtel um seinen Leib.

6 Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten.

7 Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind.

8 Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange.

9 Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist.

10 An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Isais sein, der dasteht als Zeichen für die Nationen; die Völker suchen ihn auf; sein Wohnsitz ist prächtig.

 

Zugänge zum Text:

Die Lesung gehört zum ersten, ursprünglichen Teil des Jesaja-Buches, dem sog. Protojesaja. Es geht um die Vision einer Welt, die (wieder) ganz in Ordnung ist, in Einklang mit Gott selbst steht.

Das setzt den Gedanken voraus, dass etwas in Unordnung geraten ist. Protojesaja kündigt zwar Israel das Gericht Gottes an, im Bild gesprochen heißt das: der Baum wurde gefällt oder ist von innen heraus verfault und in sich zusammengefallen wie das Königreich Israel in der Zeit nach König David. Jedoch bindet sich Gott auch an seine Verheißungen: deswegen "wächst aus dem Baumstumpf Isais ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht." (V 1) König David stammte aus Betlehem, sein Vater hieß Isai (Jesse). Aus der alten, fast abgestorbenen Wurzel Jesse wächst ein junger Trieb hervor; das ist die Ankündigung des Messias, der die Fülle der Geistesgaben empfängt, der sein Friedensreich unter den Menschen aufrichtet.

In diesem messianischen Friedensreich sind alle Gegensätze versöhnt, die Tiere leben friedlich beieinander (V 6-7), selbst Mensch und Tier sind ausgesöhnt (V 8). "Man tut nichts Böses mehr…" (V 9). Zuvor aber wird deutlich, wie der Friedensmessias auftritt: er spricht Recht den Hilflosen, entscheidet für die Armen und sorgt für Gerechtigkeit, indem er Gewalttätige und Schuldige zur Rechenschaft zieht. (V 3-5) Der alles umfassende Shalom, der Friede Gottes, setzt Gerechtigkeit und gerechtes Handeln voraus. Alles andere wird der Messias in der Kraft des Geistes Gottes ausrotten!

Die "Wurzel Jesse" ist so zum Sinnbild der Treue Gottes geworden, der selbst in kaotischen, ungerechten und tödlichen Verhältnissen seine Verheißungen durchsetzt und erfüllt!

 

Was ist für mich die Wurzel allen Übels in unserer Wirtschaft und Gesellschaft - woran gehen wir zugrunde?

Was stört "den Frieden" in den Betrieben, in unserer Familie, im Miteinander der Menschen verschiedener Generationen?

Welche Zeichen kann ich erkennen, dass etwas Neues, Hoffnungsvolles hervorbricht in meinem / unserem Leben, in unserer KAB-Arbeit?

Der Friedensmessias kommt: er spricht Recht den Hilflosen, entscheidet für die Armen und sorgt für Gerechtigkeit, indem er Gewalttätige und Schuldige zur Rechenschaft zieht. Wo wird er zuerst hinschauen oder hingehen?

Was sind die Wurzeln meines Glaubens, woraus ziehe ich Kraft, dass Neues aufblüht in meinem Leben, in meiner KAB-Arbeit?

 

Fragen und Impulse:

Was ist für mich die Wurzel allen Übels in unserer Wirtschaft und Gesellschaft - woran gehen wir zugrunde? ·

Was stört "den Frieden" in den Betrieben, in unserer Familie, im Miteinander der Menschen verschiedener Generationen? ·

Welche Zeichen kann ich erkennen, dass etwas Neues, Hoffnungsvolles hervorbricht in meinem / unserem Leben, in unserer KAB-Arbeit? ·

Der Friedensmessias kommt: er spricht Recht den Hilflosen, entscheidet für die Armen und sorgt für Gerechtigkeit, indem er Gewalttätige und Schuldige zur Rechenschaft zieht. Wo wird er zuerst hinschauen oder hingehen?
Was sind die Wurzeln meines Glaubens, woraus ziehe ich Kraft, dass Neues aufblüht in meinem Leben, in meiner KAB-Arbeit?

 

Gebet - Impuls:

Zum Nachdenken:

Willst Du mit einem Baum vertraut werden,
dann schau gut hin, was er dir zeigt.

Du wirst seinen Reichtum und seine Armut sehen:
sein Erwachen und Blühen im Frühling,
seine Früchte im Sommer,
sein Sterben im Herbst und sein Totsein im Winter.

Willst du mit einem Baum vertraut werden,
dann vergreife dich nie an seinen Wurzeln,
sonst stirbt er für alle Zeiten.
So ist es auch mit einem Menschen.

Phil Bosmans

Segen:
Gott, du ewige Dreieinigkeit,
segne uns.

Segne unser Vertrauen,
dass du unsere Trockenheit belebst.

Segne unsere Versuche,
uns in dir zu verwurzeln.

Segne unsere Bereitschaft,
uns anzubinden an dich.

Segne unsere Antworten
auf das Geschenk deiner Liebe.

Segne unsere Schritte durch den Advent,
du, Gott, Vater und Sohn und Heiliger Geist.

Amen.

 

Lebendiges Evangelium Druckversion Dezember 2013